ERF Plus - Anstoß Geheimsache Gebet
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Es gibt da diesen Moment vor dem Gottesdienst. Bevor ich mich setze, bleibe ich stehen und spreche ein kurzes Gebet. So habe ich das gelernt. Das ist in meiner evangelischen Kirche auch für viele andere ein gewohntes Ritual.
Dieser Moment hat aber auch den Effekt: ich werde gesehen, wie ich da stehe und bete. Manchmal streift mich dabei der eitle Gedanke, dass das sehr ernsthaft wirkt. Dass ich damit als Christin einen guten Eindruck mache. Dabei weiß ich, dass es darum beim Beten am allerwenigsten geht.
Jesus macht seine Freunde eindringlich darauf aufmerksam. Im Matthäusevangelium, Kapitel 6, in der Bergpredigt also, da sagt Jesus: "Wenn ihr betet, dann tut es nicht wie die Scheinheiligen! Sie beten gern öffentlich in den Synagogen und an den Straßenecken, damit sie von allen gesehen werden. Ich versichere euch: Sie haben ihren Lohn bereits bekommen."
Zum Glück fügt Jesus gleich die bessere Haltung an: "Wenn du beten willst, dann geh in dein Zimmer, schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird dich dafür belohnen." Ich denke, damit meint Jesus: Das Gebet ist ein kostbares, inneres Geschehen, etwas Geheimesvolles und Persönliches zwischen mir und meinem Schöpfer; es soll nichts sein, was ich künstlich zur Schau stelle.
Auf mein kurzes Gebet vor dem Gottesdienst, um innerlich anzukommen, will ich künftig trotzdem nicht verzichten. Ich werde üben, es nur für mich zu tun, und will ausblenden, dass ich dabei auch gesehen werde.
Autor: Ute Heuser-Ludwig
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