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Maltechnik - Der Stoff aus dem die Kunst ist

24:22
 
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Wer über Malerei spricht, meint meist Motiv und Stil, also das WAS und WIE der Darstellung, die Farben und Formen, die Stimmung im Bild. Dabei ist Malen zunächst mal ein technischer Vorgang: ohne Handwerk kein Gemälde. Julie Metzdorf mit einem Blick auf die technische Kunstgeschichte, auf rollbare Leinwände, schimmelnde Fresken und Kunstwerke aus Hasenhaut und Eigelb. Von Julie Metzdorf

Credits
Autorin dieser Folge: Julie Metzdorf
Regie: Kirsten Böttcher
Es sprachen: Christian Baumann, Susanne Schroeder
Technik: Anton Wunder
Redaktion: Susanne Poelchau

Im Interview:
Dr. Kathrin Kinseher, Leiterin Studienwerkstatt Maltechnik an der Akademie der Bildenden Künste München
David Kremer, Farbmittelhersteller Kremer Pigmente

Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de.

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Das vollständige Manuskript gibt es HIER.

Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:

ERZÄHLER

Am Anfang waren Fels und Stein. Die ersten Menschen nutzten für ihre Malereien Holzkohle, Blut oder zu Pulver geriebenes Ockergestein, das sie mit Wasser oder Speichel zu Farbe vermischten und direkt auf die Höhlenwand aufbrachten. Als Pinsel dienten fasrig angekaute Zweige. Die Farbe konnte aber auch durch ein Röhrchen aufgesprüht werden, Hände dienten dann gern als Schablonen.

Musik 2: Parovskapproved - 27 Sek

Schon die ersten Menschen nutzten also ganz verschiedene Materialien und Techniken. Im Lauf der Jahrtausende kamen unzählige weitere hinzu. Das beginnt beim Untergrund: Mauerputz und Tonvasen, Buchseiten aus Pergament oder Glasscheiben für Kirchenfenster, selbst die menschliche Haut kann als Malgrund dienen: beim Body Painting.

ERZÄHLERIN

Heute denken wir beim Stichwort Malerei vor allem an transportable Gemälde, „Öl auf Leinwand“ scheint dabei so etwas wie der Standard zu sein. Doch Leinwände aus Stoff sind erst seit 500 Jahren üblich. Zuvor wurde vor allem auf Holz gemalt, man spricht dann von „Tafelbildern“. Die Mona Lisa hat beispielsweise Pappelholz im Rücken, Albrecht Dürers Selbstbildnis im Pelzrock ist auf Linde gemalt.

1 OT Kinseher

Also wenn wir zurückschauen, in die Malereigeschichte, dann sind es immer massive Holztafel. Im Mittelalter ist es immer die sogenannte Kerntafel, also ohne Splintholz, die ist am stabilsten, mit stehenden Jahresringen. Die verbiegt sich am wenigsten…

ERZÄHLER

Dr. Kathrin Kinseher leitet die Studienwerkstatt Maltechnik an der Akademie der Bildenden Künste in München. Sie ist studierte Restauratorin und kennt sich deshalb sowohl mit historischen, als auch mit aktuelle Maltechniken aus.

Die Qualität der Holztafeln war entscheidend für den Wert des gesamten Gemäldes. War das Holz zu frisch oder schlecht verleimt, konnte es sich in verziehen, Risse bilden und das Bild letztlich zerstören.

Musik 3: Melancholy Pavan – 13 Sek

ERZÄHLERIN

Etwa um das Jahr 1500 entschlossen sich immer mehr Maler dazu, statt auf Holz, auf Leinwand zu malen, also auf einem flexiblen Gewebe, weil…

2 OT Kinseher

…die Leinwand einfach sehr viel leichter ... ist. Das Gemälde von A nach B zu tragen, zu transportieren, ist sehr, sehr viel einfacher.

Musik 4: Manifest - 36 Sek

ERZÄHLER

Gemälde konnten nun viel größer werden. Das Große Jüngste Gericht von Peter Paul Rubens in der Alten Pinakothek in München misst fast fünf mal sechs Meter, die Leinwand musste aus vier einzelnen Bahnen zusammengenäht werden. Auf Holz wäre solch ein Gemälde undenkbar, zumindest hätte man es nie und nimmer von Antwerpen nach Bayern bekommen. Das Leinwandbild aber konnte zum Transport gerollt werden.

3 OT Kinseher

Das geht natürlich tatsächlich nur bei jüngerer Kunst, bei junger Malerei ein Gemälde, das 50 oder 100 Jahre ist oder noch älter würde man natürlich absolut vermeiden ist zu rollen. Ja, auch wenn man das nach allen Regeln konservatorischen Regeln macht, sagen es ist natürlich eine extreme Strapaze und extremer Stress.

ERZÄHLERIN

Trotzdem wurde der Rubens später noch zweimal aufgerollt: 1945 bei der Evakuierung der Alten Pinakothek und noch einmal für eine Restaurierung in den 90er Jahren. Das Gemälde hätte sonst einfach nicht durch die Tür gepasst.

ERZÄHLER

Um die Leinwand bemalen zu können, muss sie zunächst einmal auf einen Rahmen gespannt werden. So wird das flexible Leinen zur einigermaßen stabilen Wand, also zur Leinwand. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts setzten sich Keilrahmen durch.

4 OT Kinseher

Wenn man die Leinwand aufspannt, hat es erstmal eine gewisse Straffheit. Aber diese Spannung kann auch nachlassen mit der Zeit. Und dann ist es natürlich hilfreich über dieses sogenannte Auskeilen auf der Rückseite der Leinwand, also ganz sachten, zarten Schlägen mit dem Hammer auf die sogenannten Keile, die in diese Ecken gesetzt werden, die Spannung wieder leicht zu erhöhen.

ERZÄHLERIN

Ursprünglich bestand das Gewebe aus Leinen oder Flachsfasern, heute spricht man auch von Leinwand, wenn es sich um Hanf, Jute oder Baumwolle handelt. Zum Schutz und für zusätzliche Stabilität wird das Gewebe mit Leim bestrichen, danach kommt die Grundierung, meist mehrere Schichten einer weißen Kreide-Leimmischung. Die Grundierung gleicht Unebenheiten aus und sorgt für perfekte Saugfähigkeit beim späteren Farbauftrag. Gerade in Kombination mit Ölfarben ist sie extrem wichtig.

5 OT Kinseher

Die Grundierung ist hier vor allem auch Schutz zwischen dem textilen Gewebe der Naturfaser und dem Öl. Denn sonst ohne Grundierung würde das Öl durchdringen, würde sich einbauen in die textile Faser und die Oxidation und den Alterungsprozess der Faser extrem beschleunigen. Das Gewebe wird dann sehr viel schneller spröder, brüchiger.

Musik 5: Cavendish lab – 35 Sek

ERZÄHLER

Doch nicht nur Haltbarkeit, auch ästhetische Gründe spielen für die Grundierung eine Rolle: Sie reflektiert das Licht. Ölfarben sind teilweise lichtdurchlässig: Das Licht dringt in die Malschichten ein. An manchen Stellen dringt es bis auf die Grundierung und wird von dort zurückgeworfen. Die Farbe der Grundierung kann die Wirkung des Bildes deshalb entscheidend beeinflussen. Eine helle Grundierung bringt ein Gemälde zum Strahlen, ein Rot oder Ockerton lässt es leicht goldig und wärmer wirken.

Musik 6: Walks – 40 Sek

ERZÄHLERIN

Es gibt allerdings auch Maler, die ganz ohne Grundierung gearbeitet haben: Der deutsche Expressionist Otto Mueller beispielsweise hat Anfang des 20. Jahrhunderts vorwiegend mit Leimfarbe auf Rupfen gearbeitet, einem Jutegewebe. Die grobe Struktur der Juteleinwand ist in seinen Gemälden sichtbar, hier und da liegt das Gewebe ganz frei. Mueller ging es in seiner Kunst um die Einheit von Mensch und Natur. Mit Vorliebe hat er Mädchen und Jungen beim Baden an einem See gemalt, nackt in der freien Natur, zwischen Bäumen und Büschen.

6 OT Kinseher

Da passt eigentlich alles zusammen, … also so der Mensch ganz pur unbekleidet in der Natur. Und auch die Wahl dieser einfachen Materialien, die Jute, die er einfach auch zeigt.

ERZÄHLER

Nackte Menschen auf nacktem Malgrund: Thema und Technik, Motiv und Gesamtwirkung greifen hier nahtlos ineinander. Auch der britisch-kenianische Maler Michael Armitage ist dafür bekannt, seinen Malgrund ein Wörtchen mitreden zu lassen. In seinen Gemälden sind oft Risse, Nähte oder gar Löcher zu sehen. Armitage malt auf Lubugo, einem Stoff aus der Rinde der Natalfeige, der in Ostafrika für Kleidung oder auch als Leichentuch verwendet wird. Als Grundlage seiner Malerei steht Lubugo symbolisch für die kenianischen Wurzeln des Malers.

7 OT Kinseher

Das ist ja die Herausforderung in der Wahl der Materialien, dass man mit den Materialien arbeitet oder aber auch bewusst sich dagegenstellt, das kann auch interessant sein.

Musik 7: fach - 30 Sek

ERZÄHLERIN

Das Angebot an Farben ist heute kaum noch überschaubar: Es gibt Dispersionsfarben, Schulfarben, Fingerfarben, Plakatfarben, Acryl-, Tempera-, Wasser-, Aquarell-, Textil- und Wandfarbe, das alles in Eimern, Tuben, Dosen, Plastikbechern oder -flaschen, beim Künstlerbedarf oder im Baumarkt. In früheren Jahrhunderten mussten die Malerinnen und Maler ihre Farben erst einmal anrühren, also selbst herstellen. Einige und vor allem die Restauratoren, machen das immer noch.

Geräusche Holztor

8 OT Kremer

Das ist unser Kollergang, der kommt aus Italien wurde ursprünglich für Olivenölproduktion vermutlich verwendet oder auch zum Vermahlen von Getreide, also sehr weiche Stoffe. Die Mühlräder selber sind aus Granit und werden über ein Riemenmotor angetrieben. Ich kann denn auch mal anmachen:

Geräusch Kollergang

ERZÄHLER

David Kremer von der Farbmühle in Aichstetten im Allgäu, Der Familienbetrieb „Kremer Pigmente“ ist spezialisiert auf die Herstellung von historischen Pigmenten und Farbstoffen. Im Angebot sind mehr als 1000 verschiedene Farbpigmente.

9 OT Kremer, über Geräusch Kollergang

Hier haben wir jetzt im Moment Azurit drauf … eigentlich eher ein hellblaues (Pulver) auf dem Mahlteller hier liegen. Und wir wollen natürlich vorwiegend die dunkelblauen Teilchen hinterher, das heißt, der muss jetzt erst gewaschen werden, sortiert werden, so dass nachher ein Pigment und schönes Dunkelblau entsteht.

ERZÄHLERIN

Vereinfacht gesagt: werden in der Farbmühle bunte Steine zu Pulver gemahlen, dem Pigment. Aber was ist eigentlich ein Pigment? Und was ist der Unterschied zu Farbstoff? Pigment und Farbstoff verhalten sich etwa wie Sand und Salz: Schüttet man Salz in einen Becher Wasser, löst es sich auf. Die Sandkörner hingegen bleiben erhalten, nach einiger Zeit setzen sie sich am Boden ab. So etwa kann man sich auch Pigmente vorstellen, nur dass die Teilchen viel kleiner als Sandkörner sind.

10 OT Kremer

Das Pigment Teilchen bleibt immer ein Teil. Pigmente sind sehr viel stabiler als Farbstoffe. Sie sind nicht so lichtempfindlich, sie sind nicht so säureempfindlich und werden deshalb vorwiegend in der Malerei eingesetzt.

ERZÄHLER

Im Showroom in Aichstetten reiht sich ein farbenprächtiges Pigment neben das andere. Alle haben eine erstaunliche Strahlkraft. Die meisten Pigmente sind aus Erden oder Mineralien gewonnen: grüner Malachit, roter Jaspis, rosa Rubin, Schiefergrün oder andalusischer gelber Ocker. Organische Pigmente aus Pflanzen wie Krapplack, Indigo, Algen oder Sandelholz gibt es weniger.

11 OT Kremer

Der Nachteil von den Pflanzen-Pigmenten oder auch Farbstoffen ist, dass sie nicht lichtstabil sind. Das Licht zerstört einfach den Farbstoff sehr viel schneller als bei einem mineralischen Pigment.

ERZÄHLERIN

Viele Maler haben aber den Anspruch, ihre Bilder in den strahlendsten und haltbarsten Farben zu malen, die es gibt. Das verlangt oft schon das Bildmotiv. Der Mantel der Jungfrau Maria darf schließlich nicht verblassen! Legendär ist die Farbe Ultramarin. Ultramarin wird aus Lapislazuli gewonnen, einem Gestein, das hauptsächlich aus Afghanistan kommt.

12 OT Kremer

Wenn man ein Kilo Stein hat, dann hat man am Ende 50 Gramm Pigment und Lapislazuli oder allgemein die mineralischen Pigmente sind eher transparent, weshalb man dann mehrere Malschichten eigentlich auch benötigt.

ERZÄHLER

Die wenigen, teils schwer erreichbaren Vorkommen und die aufwändige Herstellung machen Lapislazuli zu einem der teuersten Pigmente der Welt, im Mittelalter wurde es mit Gold aufgewogen.

ERZÄHLERIN

Doch Kremer Pigmente arbeitet nicht nur mit jahrhundertealten Rezepturen. Künstler von heute freuen sich auch über ganz neue Farben – zum Beispiel über ein Pigment aus Maw Sit Sit bzw. Kosmochlor, ein Gestein, das einst per Meteor auf die Erde kam.

Geräusche Mühlen

13 OT David Kremer

Hier sind wir in unserer Werkstatt, wo verschiedene Mühlen laufen. Man hört das Rasseln hier hinten. Und das ist das sagenumwobene Maw Sit Sit. Und das sieht ja wirklich sehr leuchtend aus, Schwefelgrün könnte man vielleicht sogar sagen.

Musik 8: micromanaged – 30 Sek

ERZÄHLERIN

Doch egal ob Alge, Lapislazuli oder Kosmochlor: Mit dem Pigment allein kann man nicht malen. Damit das Pigmentpulver auf dem Untergrund hält, braucht es ein sogenanntes Bindemittel, eine Art Kleber. Möglich sind Gummiarabikum, Leim, Harz, Wachs oder Lack. Eines der häufigsten Bindemittel in der europäischen Malerei ist Öl. Aber Öl ist nicht gleich Öl:

14 OT Kremer

Walnussöl … ist ein sehr helles Öl im Vergleich zum Leinöl, trocknet sehr viel langsamer als das Leinöl. Der Vorzug beim Walnussöl ist, es gilbt nicht so stark, weshalb man das auch eher bei blauen und weißen Pigmenten verwendet, sonst hat man nachher beim Leinöl mit einem blauen Pigment vergrünt das nachher.

ERZÄHLER

Jedes Öl hat andere Eigenschaften, manche neigen zum Vergilben, andere trocknen schneller. Olivenöl nutzt man zum Beispiel nicht zum Malen, das trocknet praktisch nie. Nächstes Problem: Pigmente und Öl lassen sich nicht so einfach vermischen: Das Pigment muss in das Öl eingerieben werden. In früheren Zeiten beschäftigten die großen Maler deshalb Lehrlinge, die ausschließlich mit dem Anrühren der Farben beschäftigt waren.

15 OT Kremer

Das macht man klassisch auf so einer Platte wie hier zum Beispiel auf einer Marmor-, auf einer glatten, nicht saugenden Oberfläche. Mit einem Glasläufer oder früher haben die auch einfach solche glattgeschliffenen Steine genommen, wo das Pigment nachher in das Öl eingerieben wird, sodass man eine Paste hat. Und mit der Paste kann man natürlich sehr pastös auf die Leinwand malen, so dass die Farbe steht.

ERZÄHLERIN

Ist die Paste zu dick, muss man sie verdünnen. Dazu nimmt man Terpentinöl, das aus Nadelholz gewonnen wird und für den markanten Geruch in vielen Künstlerateliers sorgt. Es ist auch nicht ganz ungiftig. Kurz gesagt: Die ganze Sache mit dem Malen ist ziemlich kompliziert. Da wundert es nicht, dass Maler lange Zeit als Handwerker galten. Etwa bis ins Jahr 1800 unterstanden sie der Zunftordnung und bewegten sich auf der gleichen Stufe wie ein Bäcker oder Schornsteinfeger. Zwischen Malen und Schuhflicken wurde also kein Unterschied gemacht.

Musik 9: Parovskapproved – siehe vorn – 48 Sek

ERZÄHLER

Jede Maltechnik hat ihre Vor- und Nachteile: Ölfarbe trocknet langsam, man kann lange nass in nass malen. Was nicht gefällt, kann man mit einem Tuch oder Spachtel gut wieder wegkratzen. Doch die Farben neigen zum Vergilben und zu Rissbildung. Eine Alternative sind Temperafarben. Als Bindemittel dient hier Ei, also ganz normales Hühnerei. Eigelb ist eine natürliche Emulsion, das macht die Farbe gut vermalbar. Die Technik ist bereits seit der Antike bekannt. Aber Temperafarben werden schnell fest und die Herstellung ist recht umständlich. Kathrin Kinseher:

16 OT Kinseher

Für manche Malerinnen und Maler ist es ganz wunderbar. Es ist ein Einstieg in den Tag, ja, erstmal die Temperafarben selbst zu binden, zubereiten, weil es ist auch am besten in der Regel immer frisch zu machen. Aber andere sagen, also das geht für mich überhaupt nicht, … das kostet zu viel Zeit. Ich will sofort ans Bild.

Musik 10: Manifest – siehe vorn – 35 Sek

ERZÄHLERIN

Das Malen selbst kostet ebenfalls viel Zeit. Öl-Farben werden meist in Schichten, den sogenannten Lasuren aufgetragen. Jede Schicht ist leicht transparent, so dass die Farbe darunter sichtbar bleibt. Die endgültige Farbwirkung eines Ölgemäldes entsteht im Zusammenspiel aller Schichten miteinander. Das Gesicht seiner Madonnen zum Beispiel hat Lukas Cranach nicht einfach mit Rosa gemalt. Unter den Rot-Tönen liegt eine Schicht sogenannter Grüner Erde. Das ergibt einen natürlichen, lebendigen Hautton und man konnte die Gesichter so perfekt modellieren: Augenringe sind ein bisschen grünlicher, auf die höher liegenden Wangenknochen kam nochmal ein extra Schicht rot.

ERZÄHLER

Eine neue Farbe kann man erst auftragen, wenn die untere Schicht ein wenig angetrocknet ist. Tizian aber malte zum Beispiel selten weniger als 40 Schichten übereinander. Da wundert es nicht, dass manche Maler Monate oder gar Jahre für ihre Ölgemälde brauchten. Zumal in vorelektrischer Zeit nur wenige Stunden Tageslicht zum Malen blieben.

ERZÄHLERIN

Die langsame Trocknungszeit von Ölfarben hat aber auch Vorteile: Will man zum Beispiel Übergänge schaffen, kann man mit der neuen Farbe in die noch feuchte untere Farbschicht hineinmalen und sie auf der Leinwand miteinander vermischen. Bei einem Sonnenuntergang etwa stehen die einzelnen Farbtöne nicht abgegrenzt nebeneinander: Vom weiß der Sonne über die verschiedensten Nuancen von Gelb bis zu Orange und Blutrot hinein in einen blauen Himmel oder das Meer, gehen sie nahtlos ineinander über. Für solche Farbverläufe sind Ölfarben besonders geeignet.

Musik 11: Boating for beginners – 54 Sek

ERZÄHLER

Zugleich sind Malerinnen und Maler natürlich Kinder ihrer Zeit. Neue Maltechniken haben ganze Kunststile entscheidend beeinflusst: Die Erfindung der Tubenfarben 1841 ermöglichte es, in der freien Natur zu malen, direkt vor dem Motiv, „en plein air“. Und zwar nicht nur Skizzen, sondern große Formate. Die Malerinnen und Maler konnten so den Eindruck, den eine Landschaft auf sie machte, unmittelbar wiedergeben. Die Impressionisten wie Claude Monet, aber auch van Gogh, Franz Marc oder Gabriele Münter: sie alle stellten ihre Staffeleien gern an Strand, Feld und Wiesen auf.

17 OT Kinseher

Das war natürlich wirklich eine riesige Innovation… die Tubenfarben können mit auf Reisen genommen werden. Es sind diese Malkästen, dass man ein überschaubares Sortiment der wichtigsten Farbtöne als Tubenfarbe im hölzernen Malkasten bereithält.

Musik 12: erupting light – 53 Sek

ERZÄHLERIN

Leicht zu handhaben sind auch Aquarellfarben. Aquarellfarben werden mit sehr viel Wasser aufgetragen, als Untergrund dient besonders saugfähiges Büttenpapier. Korrekturen sind in der Aquarell-Technik unmöglich, man kann weder ausradieren, noch abschaben und auch nicht übermalen, jeder Pinselstrich muss sitzen. Damit das Papier nicht trocknet, muss man außerdem noch recht schnell malen. Doch die Umstände lohnen: die Nass-in-Nass-Technik sorgt für wunderbare Farbverläufe, die Farben fließen ganz wörtlich ineinander und verschmelzen. Maler wie William Turner, Albrecht Dürer oder Paul Klee schätzten das Aquarell sehr, sie alle aquarellierten viel auf Reisen.

18 OT Kinseher

Ein wunderbarer Begleiter, ja, also man kann damit die Skizze kolorieren, aber einfach auch nur in dieser flüssigen, Farbmaterial-Sprache arbeiten, … diese fluide Kraft des Wassers spielt da eine ganz, ganz große Rolle. Und das ist natürlich auch extrem reizvoll, diese Fließfähigkeit zu nutzen.

ERZÄHLER

Für alle Maltechniken gilt: Man kann sie auch miteinander kombinieren. Seinen Hasen malte Dürer zunächst in braunen Aquarellfarben, die feinen Härchen und Lichter setzte er mit Gouachefarben. Allerdings muss man sich bei der Kombination von Farbsorten an bestimmte Regeln halten. Die wichtigste lautet: von mager zu fett. Das heißt, dass die unteren Schichten eines Gemäldes weniger Öl als die oberen enthalten dürfen, sonst bildet sich ein hässliches Kraquelee.

19 OT Kinseher

Es geht in so einem Maltechnik-System oder Bildaufbau-System eigentlich immer um Haftung und Adhäsion und eine gute Verbindung der Schichten untereinander. … so dass man nicht fürchten muss, dass schnell Schichtentrennungen, Krakelees und Absplitterungen stattfinden.

ERZÄHLERIN

Zum Glück gibt es auch Farben, über die man sich kaum Gedanken machen muss: Acryl zum Beispiel. Acrylfarben haften auf den meisten Oberflächen, sie trocknen schnell und man kann sie gut übermalen. Genau genommen handelt es sich bei Acryl um eine Plastik-Dispersion, die Farbwirkung ist sehr gleichmäßig. Anders gesagt: lasierend aufgetragene Ölfarben wirken deutlich lebendiger und natürlicher. Aber das wollen manche Künstler gar nicht. Die Pop-Art beispielsweise schätze genau diese „künstliche“ Ästhetik einer Malerei, die an gedruckte Comics erinnert.

20 OT Kinseher

Also Acrylfarbe bewegt sich mehr sozusagen an dieser Oberfläche und das wirkt plakativer. Zum Beispiel die Arbeiten von Roy Lichtenstein, der mit Klebebändern arbeitet um eine klare Kante zu schaffen… Da eignet sich einfach eine schnell trocknende Farbe extrem gut dafür … und dadurch konnte gewissermaßen eine neue Bildsprache entwickelt werden. …Diese ganze Pop-Art-Malerei ist auch zum Teil Acryl-Malerei und der ist so was Plakatives zu eigen.

Musik 13: Infinite – 57 Sek

ERZÄHLER

Als letzte Handlung werden Gemälde gern mit einem Firnis überzogen, einem klaren Lack. Er schützt das Gemälde und kann zugleich die Farbwirkung noch einmal unterstreichen. Das Wort Firnis kommt aus dem Französischen, „vernis“ ist der Lack. Im Lauf der Zeit entstand der Brauch, dieses „Firnissen“ im Kreis von Freunden und Auftraggebern vorzunehmen. Diese öffentliche „Vernissage“ kennen wir heute als Ausstellungs-Eröffnung. Und spätestens zur Vernissage ist es egal, was für ein Malgrund, Pigment oder Bindemittel verwendet wurden. Dann wird aus all dem nüchternen Material faszinierende Malerei.


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Wer über Malerei spricht, meint meist Motiv und Stil, also das WAS und WIE der Darstellung, die Farben und Formen, die Stimmung im Bild. Dabei ist Malen zunächst mal ein technischer Vorgang: ohne Handwerk kein Gemälde. Julie Metzdorf mit einem Blick auf die technische Kunstgeschichte, auf rollbare Leinwände, schimmelnde Fresken und Kunstwerke aus Hasenhaut und Eigelb. Von Julie Metzdorf

Credits
Autorin dieser Folge: Julie Metzdorf
Regie: Kirsten Böttcher
Es sprachen: Christian Baumann, Susanne Schroeder
Technik: Anton Wunder
Redaktion: Susanne Poelchau

Im Interview:
Dr. Kathrin Kinseher, Leiterin Studienwerkstatt Maltechnik an der Akademie der Bildenden Künste München
David Kremer, Farbmittelhersteller Kremer Pigmente

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Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:

ERZÄHLER

Am Anfang waren Fels und Stein. Die ersten Menschen nutzten für ihre Malereien Holzkohle, Blut oder zu Pulver geriebenes Ockergestein, das sie mit Wasser oder Speichel zu Farbe vermischten und direkt auf die Höhlenwand aufbrachten. Als Pinsel dienten fasrig angekaute Zweige. Die Farbe konnte aber auch durch ein Röhrchen aufgesprüht werden, Hände dienten dann gern als Schablonen.

Musik 2: Parovskapproved - 27 Sek

Schon die ersten Menschen nutzten also ganz verschiedene Materialien und Techniken. Im Lauf der Jahrtausende kamen unzählige weitere hinzu. Das beginnt beim Untergrund: Mauerputz und Tonvasen, Buchseiten aus Pergament oder Glasscheiben für Kirchenfenster, selbst die menschliche Haut kann als Malgrund dienen: beim Body Painting.

ERZÄHLERIN

Heute denken wir beim Stichwort Malerei vor allem an transportable Gemälde, „Öl auf Leinwand“ scheint dabei so etwas wie der Standard zu sein. Doch Leinwände aus Stoff sind erst seit 500 Jahren üblich. Zuvor wurde vor allem auf Holz gemalt, man spricht dann von „Tafelbildern“. Die Mona Lisa hat beispielsweise Pappelholz im Rücken, Albrecht Dürers Selbstbildnis im Pelzrock ist auf Linde gemalt.

1 OT Kinseher

Also wenn wir zurückschauen, in die Malereigeschichte, dann sind es immer massive Holztafel. Im Mittelalter ist es immer die sogenannte Kerntafel, also ohne Splintholz, die ist am stabilsten, mit stehenden Jahresringen. Die verbiegt sich am wenigsten…

ERZÄHLER

Dr. Kathrin Kinseher leitet die Studienwerkstatt Maltechnik an der Akademie der Bildenden Künste in München. Sie ist studierte Restauratorin und kennt sich deshalb sowohl mit historischen, als auch mit aktuelle Maltechniken aus.

Die Qualität der Holztafeln war entscheidend für den Wert des gesamten Gemäldes. War das Holz zu frisch oder schlecht verleimt, konnte es sich in verziehen, Risse bilden und das Bild letztlich zerstören.

Musik 3: Melancholy Pavan – 13 Sek

ERZÄHLERIN

Etwa um das Jahr 1500 entschlossen sich immer mehr Maler dazu, statt auf Holz, auf Leinwand zu malen, also auf einem flexiblen Gewebe, weil…

2 OT Kinseher

…die Leinwand einfach sehr viel leichter ... ist. Das Gemälde von A nach B zu tragen, zu transportieren, ist sehr, sehr viel einfacher.

Musik 4: Manifest - 36 Sek

ERZÄHLER

Gemälde konnten nun viel größer werden. Das Große Jüngste Gericht von Peter Paul Rubens in der Alten Pinakothek in München misst fast fünf mal sechs Meter, die Leinwand musste aus vier einzelnen Bahnen zusammengenäht werden. Auf Holz wäre solch ein Gemälde undenkbar, zumindest hätte man es nie und nimmer von Antwerpen nach Bayern bekommen. Das Leinwandbild aber konnte zum Transport gerollt werden.

3 OT Kinseher

Das geht natürlich tatsächlich nur bei jüngerer Kunst, bei junger Malerei ein Gemälde, das 50 oder 100 Jahre ist oder noch älter würde man natürlich absolut vermeiden ist zu rollen. Ja, auch wenn man das nach allen Regeln konservatorischen Regeln macht, sagen es ist natürlich eine extreme Strapaze und extremer Stress.

ERZÄHLERIN

Trotzdem wurde der Rubens später noch zweimal aufgerollt: 1945 bei der Evakuierung der Alten Pinakothek und noch einmal für eine Restaurierung in den 90er Jahren. Das Gemälde hätte sonst einfach nicht durch die Tür gepasst.

ERZÄHLER

Um die Leinwand bemalen zu können, muss sie zunächst einmal auf einen Rahmen gespannt werden. So wird das flexible Leinen zur einigermaßen stabilen Wand, also zur Leinwand. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts setzten sich Keilrahmen durch.

4 OT Kinseher

Wenn man die Leinwand aufspannt, hat es erstmal eine gewisse Straffheit. Aber diese Spannung kann auch nachlassen mit der Zeit. Und dann ist es natürlich hilfreich über dieses sogenannte Auskeilen auf der Rückseite der Leinwand, also ganz sachten, zarten Schlägen mit dem Hammer auf die sogenannten Keile, die in diese Ecken gesetzt werden, die Spannung wieder leicht zu erhöhen.

ERZÄHLERIN

Ursprünglich bestand das Gewebe aus Leinen oder Flachsfasern, heute spricht man auch von Leinwand, wenn es sich um Hanf, Jute oder Baumwolle handelt. Zum Schutz und für zusätzliche Stabilität wird das Gewebe mit Leim bestrichen, danach kommt die Grundierung, meist mehrere Schichten einer weißen Kreide-Leimmischung. Die Grundierung gleicht Unebenheiten aus und sorgt für perfekte Saugfähigkeit beim späteren Farbauftrag. Gerade in Kombination mit Ölfarben ist sie extrem wichtig.

5 OT Kinseher

Die Grundierung ist hier vor allem auch Schutz zwischen dem textilen Gewebe der Naturfaser und dem Öl. Denn sonst ohne Grundierung würde das Öl durchdringen, würde sich einbauen in die textile Faser und die Oxidation und den Alterungsprozess der Faser extrem beschleunigen. Das Gewebe wird dann sehr viel schneller spröder, brüchiger.

Musik 5: Cavendish lab – 35 Sek

ERZÄHLER

Doch nicht nur Haltbarkeit, auch ästhetische Gründe spielen für die Grundierung eine Rolle: Sie reflektiert das Licht. Ölfarben sind teilweise lichtdurchlässig: Das Licht dringt in die Malschichten ein. An manchen Stellen dringt es bis auf die Grundierung und wird von dort zurückgeworfen. Die Farbe der Grundierung kann die Wirkung des Bildes deshalb entscheidend beeinflussen. Eine helle Grundierung bringt ein Gemälde zum Strahlen, ein Rot oder Ockerton lässt es leicht goldig und wärmer wirken.

Musik 6: Walks – 40 Sek

ERZÄHLERIN

Es gibt allerdings auch Maler, die ganz ohne Grundierung gearbeitet haben: Der deutsche Expressionist Otto Mueller beispielsweise hat Anfang des 20. Jahrhunderts vorwiegend mit Leimfarbe auf Rupfen gearbeitet, einem Jutegewebe. Die grobe Struktur der Juteleinwand ist in seinen Gemälden sichtbar, hier und da liegt das Gewebe ganz frei. Mueller ging es in seiner Kunst um die Einheit von Mensch und Natur. Mit Vorliebe hat er Mädchen und Jungen beim Baden an einem See gemalt, nackt in der freien Natur, zwischen Bäumen und Büschen.

6 OT Kinseher

Da passt eigentlich alles zusammen, … also so der Mensch ganz pur unbekleidet in der Natur. Und auch die Wahl dieser einfachen Materialien, die Jute, die er einfach auch zeigt.

ERZÄHLER

Nackte Menschen auf nacktem Malgrund: Thema und Technik, Motiv und Gesamtwirkung greifen hier nahtlos ineinander. Auch der britisch-kenianische Maler Michael Armitage ist dafür bekannt, seinen Malgrund ein Wörtchen mitreden zu lassen. In seinen Gemälden sind oft Risse, Nähte oder gar Löcher zu sehen. Armitage malt auf Lubugo, einem Stoff aus der Rinde der Natalfeige, der in Ostafrika für Kleidung oder auch als Leichentuch verwendet wird. Als Grundlage seiner Malerei steht Lubugo symbolisch für die kenianischen Wurzeln des Malers.

7 OT Kinseher

Das ist ja die Herausforderung in der Wahl der Materialien, dass man mit den Materialien arbeitet oder aber auch bewusst sich dagegenstellt, das kann auch interessant sein.

Musik 7: fach - 30 Sek

ERZÄHLERIN

Das Angebot an Farben ist heute kaum noch überschaubar: Es gibt Dispersionsfarben, Schulfarben, Fingerfarben, Plakatfarben, Acryl-, Tempera-, Wasser-, Aquarell-, Textil- und Wandfarbe, das alles in Eimern, Tuben, Dosen, Plastikbechern oder -flaschen, beim Künstlerbedarf oder im Baumarkt. In früheren Jahrhunderten mussten die Malerinnen und Maler ihre Farben erst einmal anrühren, also selbst herstellen. Einige und vor allem die Restauratoren, machen das immer noch.

Geräusche Holztor

8 OT Kremer

Das ist unser Kollergang, der kommt aus Italien wurde ursprünglich für Olivenölproduktion vermutlich verwendet oder auch zum Vermahlen von Getreide, also sehr weiche Stoffe. Die Mühlräder selber sind aus Granit und werden über ein Riemenmotor angetrieben. Ich kann denn auch mal anmachen:

Geräusch Kollergang

ERZÄHLER

David Kremer von der Farbmühle in Aichstetten im Allgäu, Der Familienbetrieb „Kremer Pigmente“ ist spezialisiert auf die Herstellung von historischen Pigmenten und Farbstoffen. Im Angebot sind mehr als 1000 verschiedene Farbpigmente.

9 OT Kremer, über Geräusch Kollergang

Hier haben wir jetzt im Moment Azurit drauf … eigentlich eher ein hellblaues (Pulver) auf dem Mahlteller hier liegen. Und wir wollen natürlich vorwiegend die dunkelblauen Teilchen hinterher, das heißt, der muss jetzt erst gewaschen werden, sortiert werden, so dass nachher ein Pigment und schönes Dunkelblau entsteht.

ERZÄHLERIN

Vereinfacht gesagt: werden in der Farbmühle bunte Steine zu Pulver gemahlen, dem Pigment. Aber was ist eigentlich ein Pigment? Und was ist der Unterschied zu Farbstoff? Pigment und Farbstoff verhalten sich etwa wie Sand und Salz: Schüttet man Salz in einen Becher Wasser, löst es sich auf. Die Sandkörner hingegen bleiben erhalten, nach einiger Zeit setzen sie sich am Boden ab. So etwa kann man sich auch Pigmente vorstellen, nur dass die Teilchen viel kleiner als Sandkörner sind.

10 OT Kremer

Das Pigment Teilchen bleibt immer ein Teil. Pigmente sind sehr viel stabiler als Farbstoffe. Sie sind nicht so lichtempfindlich, sie sind nicht so säureempfindlich und werden deshalb vorwiegend in der Malerei eingesetzt.

ERZÄHLER

Im Showroom in Aichstetten reiht sich ein farbenprächtiges Pigment neben das andere. Alle haben eine erstaunliche Strahlkraft. Die meisten Pigmente sind aus Erden oder Mineralien gewonnen: grüner Malachit, roter Jaspis, rosa Rubin, Schiefergrün oder andalusischer gelber Ocker. Organische Pigmente aus Pflanzen wie Krapplack, Indigo, Algen oder Sandelholz gibt es weniger.

11 OT Kremer

Der Nachteil von den Pflanzen-Pigmenten oder auch Farbstoffen ist, dass sie nicht lichtstabil sind. Das Licht zerstört einfach den Farbstoff sehr viel schneller als bei einem mineralischen Pigment.

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Viele Maler haben aber den Anspruch, ihre Bilder in den strahlendsten und haltbarsten Farben zu malen, die es gibt. Das verlangt oft schon das Bildmotiv. Der Mantel der Jungfrau Maria darf schließlich nicht verblassen! Legendär ist die Farbe Ultramarin. Ultramarin wird aus Lapislazuli gewonnen, einem Gestein, das hauptsächlich aus Afghanistan kommt.

12 OT Kremer

Wenn man ein Kilo Stein hat, dann hat man am Ende 50 Gramm Pigment und Lapislazuli oder allgemein die mineralischen Pigmente sind eher transparent, weshalb man dann mehrere Malschichten eigentlich auch benötigt.

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Die wenigen, teils schwer erreichbaren Vorkommen und die aufwändige Herstellung machen Lapislazuli zu einem der teuersten Pigmente der Welt, im Mittelalter wurde es mit Gold aufgewogen.

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Doch Kremer Pigmente arbeitet nicht nur mit jahrhundertealten Rezepturen. Künstler von heute freuen sich auch über ganz neue Farben – zum Beispiel über ein Pigment aus Maw Sit Sit bzw. Kosmochlor, ein Gestein, das einst per Meteor auf die Erde kam.

Geräusche Mühlen

13 OT David Kremer

Hier sind wir in unserer Werkstatt, wo verschiedene Mühlen laufen. Man hört das Rasseln hier hinten. Und das ist das sagenumwobene Maw Sit Sit. Und das sieht ja wirklich sehr leuchtend aus, Schwefelgrün könnte man vielleicht sogar sagen.

Musik 8: micromanaged – 30 Sek

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Doch egal ob Alge, Lapislazuli oder Kosmochlor: Mit dem Pigment allein kann man nicht malen. Damit das Pigmentpulver auf dem Untergrund hält, braucht es ein sogenanntes Bindemittel, eine Art Kleber. Möglich sind Gummiarabikum, Leim, Harz, Wachs oder Lack. Eines der häufigsten Bindemittel in der europäischen Malerei ist Öl. Aber Öl ist nicht gleich Öl:

14 OT Kremer

Walnussöl … ist ein sehr helles Öl im Vergleich zum Leinöl, trocknet sehr viel langsamer als das Leinöl. Der Vorzug beim Walnussöl ist, es gilbt nicht so stark, weshalb man das auch eher bei blauen und weißen Pigmenten verwendet, sonst hat man nachher beim Leinöl mit einem blauen Pigment vergrünt das nachher.

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Jedes Öl hat andere Eigenschaften, manche neigen zum Vergilben, andere trocknen schneller. Olivenöl nutzt man zum Beispiel nicht zum Malen, das trocknet praktisch nie. Nächstes Problem: Pigmente und Öl lassen sich nicht so einfach vermischen: Das Pigment muss in das Öl eingerieben werden. In früheren Zeiten beschäftigten die großen Maler deshalb Lehrlinge, die ausschließlich mit dem Anrühren der Farben beschäftigt waren.

15 OT Kremer

Das macht man klassisch auf so einer Platte wie hier zum Beispiel auf einer Marmor-, auf einer glatten, nicht saugenden Oberfläche. Mit einem Glasläufer oder früher haben die auch einfach solche glattgeschliffenen Steine genommen, wo das Pigment nachher in das Öl eingerieben wird, sodass man eine Paste hat. Und mit der Paste kann man natürlich sehr pastös auf die Leinwand malen, so dass die Farbe steht.

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Ist die Paste zu dick, muss man sie verdünnen. Dazu nimmt man Terpentinöl, das aus Nadelholz gewonnen wird und für den markanten Geruch in vielen Künstlerateliers sorgt. Es ist auch nicht ganz ungiftig. Kurz gesagt: Die ganze Sache mit dem Malen ist ziemlich kompliziert. Da wundert es nicht, dass Maler lange Zeit als Handwerker galten. Etwa bis ins Jahr 1800 unterstanden sie der Zunftordnung und bewegten sich auf der gleichen Stufe wie ein Bäcker oder Schornsteinfeger. Zwischen Malen und Schuhflicken wurde also kein Unterschied gemacht.

Musik 9: Parovskapproved – siehe vorn – 48 Sek

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Jede Maltechnik hat ihre Vor- und Nachteile: Ölfarbe trocknet langsam, man kann lange nass in nass malen. Was nicht gefällt, kann man mit einem Tuch oder Spachtel gut wieder wegkratzen. Doch die Farben neigen zum Vergilben und zu Rissbildung. Eine Alternative sind Temperafarben. Als Bindemittel dient hier Ei, also ganz normales Hühnerei. Eigelb ist eine natürliche Emulsion, das macht die Farbe gut vermalbar. Die Technik ist bereits seit der Antike bekannt. Aber Temperafarben werden schnell fest und die Herstellung ist recht umständlich. Kathrin Kinseher:

16 OT Kinseher

Für manche Malerinnen und Maler ist es ganz wunderbar. Es ist ein Einstieg in den Tag, ja, erstmal die Temperafarben selbst zu binden, zubereiten, weil es ist auch am besten in der Regel immer frisch zu machen. Aber andere sagen, also das geht für mich überhaupt nicht, … das kostet zu viel Zeit. Ich will sofort ans Bild.

Musik 10: Manifest – siehe vorn – 35 Sek

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Das Malen selbst kostet ebenfalls viel Zeit. Öl-Farben werden meist in Schichten, den sogenannten Lasuren aufgetragen. Jede Schicht ist leicht transparent, so dass die Farbe darunter sichtbar bleibt. Die endgültige Farbwirkung eines Ölgemäldes entsteht im Zusammenspiel aller Schichten miteinander. Das Gesicht seiner Madonnen zum Beispiel hat Lukas Cranach nicht einfach mit Rosa gemalt. Unter den Rot-Tönen liegt eine Schicht sogenannter Grüner Erde. Das ergibt einen natürlichen, lebendigen Hautton und man konnte die Gesichter so perfekt modellieren: Augenringe sind ein bisschen grünlicher, auf die höher liegenden Wangenknochen kam nochmal ein extra Schicht rot.

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Eine neue Farbe kann man erst auftragen, wenn die untere Schicht ein wenig angetrocknet ist. Tizian aber malte zum Beispiel selten weniger als 40 Schichten übereinander. Da wundert es nicht, dass manche Maler Monate oder gar Jahre für ihre Ölgemälde brauchten. Zumal in vorelektrischer Zeit nur wenige Stunden Tageslicht zum Malen blieben.

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Die langsame Trocknungszeit von Ölfarben hat aber auch Vorteile: Will man zum Beispiel Übergänge schaffen, kann man mit der neuen Farbe in die noch feuchte untere Farbschicht hineinmalen und sie auf der Leinwand miteinander vermischen. Bei einem Sonnenuntergang etwa stehen die einzelnen Farbtöne nicht abgegrenzt nebeneinander: Vom weiß der Sonne über die verschiedensten Nuancen von Gelb bis zu Orange und Blutrot hinein in einen blauen Himmel oder das Meer, gehen sie nahtlos ineinander über. Für solche Farbverläufe sind Ölfarben besonders geeignet.

Musik 11: Boating for beginners – 54 Sek

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Zugleich sind Malerinnen und Maler natürlich Kinder ihrer Zeit. Neue Maltechniken haben ganze Kunststile entscheidend beeinflusst: Die Erfindung der Tubenfarben 1841 ermöglichte es, in der freien Natur zu malen, direkt vor dem Motiv, „en plein air“. Und zwar nicht nur Skizzen, sondern große Formate. Die Malerinnen und Maler konnten so den Eindruck, den eine Landschaft auf sie machte, unmittelbar wiedergeben. Die Impressionisten wie Claude Monet, aber auch van Gogh, Franz Marc oder Gabriele Münter: sie alle stellten ihre Staffeleien gern an Strand, Feld und Wiesen auf.

17 OT Kinseher

Das war natürlich wirklich eine riesige Innovation… die Tubenfarben können mit auf Reisen genommen werden. Es sind diese Malkästen, dass man ein überschaubares Sortiment der wichtigsten Farbtöne als Tubenfarbe im hölzernen Malkasten bereithält.

Musik 12: erupting light – 53 Sek

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Leicht zu handhaben sind auch Aquarellfarben. Aquarellfarben werden mit sehr viel Wasser aufgetragen, als Untergrund dient besonders saugfähiges Büttenpapier. Korrekturen sind in der Aquarell-Technik unmöglich, man kann weder ausradieren, noch abschaben und auch nicht übermalen, jeder Pinselstrich muss sitzen. Damit das Papier nicht trocknet, muss man außerdem noch recht schnell malen. Doch die Umstände lohnen: die Nass-in-Nass-Technik sorgt für wunderbare Farbverläufe, die Farben fließen ganz wörtlich ineinander und verschmelzen. Maler wie William Turner, Albrecht Dürer oder Paul Klee schätzten das Aquarell sehr, sie alle aquarellierten viel auf Reisen.

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Ein wunderbarer Begleiter, ja, also man kann damit die Skizze kolorieren, aber einfach auch nur in dieser flüssigen, Farbmaterial-Sprache arbeiten, … diese fluide Kraft des Wassers spielt da eine ganz, ganz große Rolle. Und das ist natürlich auch extrem reizvoll, diese Fließfähigkeit zu nutzen.

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Für alle Maltechniken gilt: Man kann sie auch miteinander kombinieren. Seinen Hasen malte Dürer zunächst in braunen Aquarellfarben, die feinen Härchen und Lichter setzte er mit Gouachefarben. Allerdings muss man sich bei der Kombination von Farbsorten an bestimmte Regeln halten. Die wichtigste lautet: von mager zu fett. Das heißt, dass die unteren Schichten eines Gemäldes weniger Öl als die oberen enthalten dürfen, sonst bildet sich ein hässliches Kraquelee.

19 OT Kinseher

Es geht in so einem Maltechnik-System oder Bildaufbau-System eigentlich immer um Haftung und Adhäsion und eine gute Verbindung der Schichten untereinander. … so dass man nicht fürchten muss, dass schnell Schichtentrennungen, Krakelees und Absplitterungen stattfinden.

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Zum Glück gibt es auch Farben, über die man sich kaum Gedanken machen muss: Acryl zum Beispiel. Acrylfarben haften auf den meisten Oberflächen, sie trocknen schnell und man kann sie gut übermalen. Genau genommen handelt es sich bei Acryl um eine Plastik-Dispersion, die Farbwirkung ist sehr gleichmäßig. Anders gesagt: lasierend aufgetragene Ölfarben wirken deutlich lebendiger und natürlicher. Aber das wollen manche Künstler gar nicht. Die Pop-Art beispielsweise schätze genau diese „künstliche“ Ästhetik einer Malerei, die an gedruckte Comics erinnert.

20 OT Kinseher

Also Acrylfarbe bewegt sich mehr sozusagen an dieser Oberfläche und das wirkt plakativer. Zum Beispiel die Arbeiten von Roy Lichtenstein, der mit Klebebändern arbeitet um eine klare Kante zu schaffen… Da eignet sich einfach eine schnell trocknende Farbe extrem gut dafür … und dadurch konnte gewissermaßen eine neue Bildsprache entwickelt werden. …Diese ganze Pop-Art-Malerei ist auch zum Teil Acryl-Malerei und der ist so was Plakatives zu eigen.

Musik 13: Infinite – 57 Sek

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Als letzte Handlung werden Gemälde gern mit einem Firnis überzogen, einem klaren Lack. Er schützt das Gemälde und kann zugleich die Farbwirkung noch einmal unterstreichen. Das Wort Firnis kommt aus dem Französischen, „vernis“ ist der Lack. Im Lauf der Zeit entstand der Brauch, dieses „Firnissen“ im Kreis von Freunden und Auftraggebern vorzunehmen. Diese öffentliche „Vernissage“ kennen wir heute als Ausstellungs-Eröffnung. Und spätestens zur Vernissage ist es egal, was für ein Malgrund, Pigment oder Bindemittel verwendet wurden. Dann wird aus all dem nüchternen Material faszinierende Malerei.


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