Artwork

Nội dung được cung cấp bởi Südwestrundfunk. Tất cả nội dung podcast bao gồm các tập, đồ họa và mô tả podcast đều được Südwestrundfunk hoặc đối tác nền tảng podcast của họ tải lên và cung cấp trực tiếp. Nếu bạn cho rằng ai đó đang sử dụng tác phẩm có bản quyền của bạn mà không có sự cho phép của bạn, bạn có thể làm theo quy trình được nêu ở đây https://vi.player.fm/legal.
Player FM - Ứng dụng Podcast
Chuyển sang chế độ ngoại tuyến với ứng dụng Player FM !

Claire Keegan – Reichlich spät

4:57
 
Chia sẻ
 

Manage episode 414735761 series 176123
Nội dung được cung cấp bởi Südwestrundfunk. Tất cả nội dung podcast bao gồm các tập, đồ họa và mô tả podcast đều được Südwestrundfunk hoặc đối tác nền tảng podcast của họ tải lên và cung cấp trực tiếp. Nếu bạn cho rằng ai đó đang sử dụng tác phẩm có bản quyền của bạn mà không có sự cho phép của bạn, bạn có thể làm theo quy trình được nêu ở đây https://vi.player.fm/legal.
Claire Keegan kann Männer. Das hat sie in ihren voran gegangenen Büchern bewiesen. Cathal, der Protagonist ihrer neuen, gerade einmal 60 Seiten umfassenden Erzählung „Reichlich spät“, ist allerdings kein Sympathieträger. Kein gewissenhafter Familienvater wie Bill Furlong in „Kleine Dinge wie diese“, kein barmherziger Beschützer wie Mr. Kinsella in „Das dritte Licht“. Cathal ist ein Durchschnittsmann, und das ist das Schlimme daran. Wir begleiten ihn über gerade einmal 60 Seiten hinweg durch einen Tag seines nicht sonderlich spektakulären Lebens.

Ein kleingeistiger und misogyner Held

Cathal ist kein ganz junger Mann mehr, Angestellter in einer Behörde in Dublin, lebt aber in der kleinen Küstenstadt Arklow, etwa 70 Kilometer südlich von Dublin. Der Tag, an dem die Erzählung einsetzt, sollte der Tag sein, an dem Cathal und seine Verlobte Sabine heiraten. Warum es nicht dazu kommt, erklärt der Erinnerungsfilm, der in Cathals Kopf abläuft. Zwei Jahre zuvor hatten Cathal und Sabine sich auf einer Tagung kennengelernt. Sabine mag das Leben auf dem Land. Sie sammelt Pilze und Nüsse, kocht für Cathal, schläft mit ihm, alles mit scheinbarer Selbstverständlichkeit. Doch in Cathals Blick auf Sabine liegt das Grundmissverständnis dieser Beziehung:
Fast alles, was sie nach Hause brachte, bereitete sie mit einer Leichtigkeit und einer Geschicklichkeit zu, die Cathal für Liebe hielt.

Quelle: Claire Keegan – Reichlich spät

Es ist glänzend, wie Claire Keegan es gelingt, ihren Protagonisten auf subtile Art und Weise zu entblättern, zu seinem kleingeistigen und misogynen Kern vorzudringen, ohne ihn explizit anzuklagen oder zu denunzieren. Es sind wie immer bei Claire Keegan die sprechenden Details, die ihre Figuren indirekt charakterisieren; unbewusste Gesten, unkontrollierte Reaktionen. Sabine will, das ist die Schlüsselszene der Erzählung, im Supermarkt Kirschen für einen Kuchen kaufen; Cathal erklärt sich bereit, sie zu bezahlen. Mehr als sechs Euro kosten sie. Dieser vermeintlich unverschämte Preis wird noch Wochen später Thema sein zwischen den beiden. Der Heiratsantrag, den Cathal Sabine am selben Abend macht, wenn man ihn überhaupt so nennen kann, fällt dementsprechend aus:
Willst du nicht mal darüber nachdenken?‘
‚Worüber genau?‘
‚Darüber, ein gemeinsames Leben aufzubauen, ein Zuhause zu schaffen, hier mit mir. Es gibt keinen Grund, weshalb du nicht hier wohnen solltest, statt woanders Miete zu zahlen. Dir gefällt es hier – und du weißt, dass keiner von uns beiden jünger wird.‘

Quelle: Claire Keegan – Reichlich spät

Reflexion auf Frauenfeindlichkeit

Claire Keegan erweist sich auch in diesem schmalen Werk als eine Meisterin in der Darstellung von Machtstrukturen. Ganz unmerklich dreht sie in „Reichlich spät“ die Verhältnisse um. Im letzten Drittel wird die Erzählung zu einer Reflexion auf vererbte Verhaltensmuster und gesellschaftlich internatlisierte Frauenfeindlichkeit. In seiner Wohnung sitzend, die für den Hochzeitsabend reservierte Champagnerflasche trinkend, ruft Cathal sich noch einmal die Gespräche ins Gedächtnis, die er mit Sabine geführt, die Vorwürfe, die sie ihm gemacht hat. Das Raffinierte daran ist, dass er in allem, wie er Sabines Vorhaltungen ihm gegenüber für sich einordnet, ihre Sichtweise bestätigt. Cathal erinnert sich an einen Vorfall aus seiner frühen Erwachsenenzeit, als er mit seinem Bruder und dem Vater am Esstisch saß. Die Mutter hatte Pfannkuchen gebacken. Als sie sich setzen wollte, zog der Bruder ihr den Stuhl weg; die Mutter fiel rücklings zu Boden und landete in den Scherben ihres Tellers. Alle drei Männer am Tisch lachten. Der Vater am lautesten. Kurz kommt Cathal, vom Champagner seiner abgesagten Hochzeit langsam beschwipst, ins Grübeln. Aber nur kurz:
Falls ein Teil von ihm sich fragen wollte, wie er sich wohl entwickelt hätte, wäre sein Vater ein anderer Typ Mann gewesen und hätte nicht gelacht, so unterdrückte Cathal den Gedanken. Er sagte sich, dass der Vorfall nichts zu bedeuten habe.

Quelle: Claire Keegan – Reichlich spät

Kein überflüssiges Wort

Über Claire Keegan wird gesagt, dass es in ihren Texten niemals auch nur ein überflüssiges Wort gibt. Und dass jedes Wort bei ihr auch von Bedeutung ist. „Reichlich spät“ ist ein brillantes Literatur-Kabinettstück, nicht so emotional mitreißend und bewegend wie die lange Erzählung „Das dritte Licht“. Der Blick ist kälter, schärfer. Er richtet sich auf einen Jedermann-Charakter, der als Prototyp einer innerlichen Verrohung gezeigt wird. Ein Mann, der in der Tristesse seiner Einsamkeit einen letzten Triumph feiert: Weder vor noch nach dem Pinkeln wird Cathal, so denkt er sich, zukünftig den Deckel der Toilette herunterklappen müssen.
  continue reading

1232 tập

Artwork
iconChia sẻ
 
Manage episode 414735761 series 176123
Nội dung được cung cấp bởi Südwestrundfunk. Tất cả nội dung podcast bao gồm các tập, đồ họa và mô tả podcast đều được Südwestrundfunk hoặc đối tác nền tảng podcast của họ tải lên và cung cấp trực tiếp. Nếu bạn cho rằng ai đó đang sử dụng tác phẩm có bản quyền của bạn mà không có sự cho phép của bạn, bạn có thể làm theo quy trình được nêu ở đây https://vi.player.fm/legal.
Claire Keegan kann Männer. Das hat sie in ihren voran gegangenen Büchern bewiesen. Cathal, der Protagonist ihrer neuen, gerade einmal 60 Seiten umfassenden Erzählung „Reichlich spät“, ist allerdings kein Sympathieträger. Kein gewissenhafter Familienvater wie Bill Furlong in „Kleine Dinge wie diese“, kein barmherziger Beschützer wie Mr. Kinsella in „Das dritte Licht“. Cathal ist ein Durchschnittsmann, und das ist das Schlimme daran. Wir begleiten ihn über gerade einmal 60 Seiten hinweg durch einen Tag seines nicht sonderlich spektakulären Lebens.

Ein kleingeistiger und misogyner Held

Cathal ist kein ganz junger Mann mehr, Angestellter in einer Behörde in Dublin, lebt aber in der kleinen Küstenstadt Arklow, etwa 70 Kilometer südlich von Dublin. Der Tag, an dem die Erzählung einsetzt, sollte der Tag sein, an dem Cathal und seine Verlobte Sabine heiraten. Warum es nicht dazu kommt, erklärt der Erinnerungsfilm, der in Cathals Kopf abläuft. Zwei Jahre zuvor hatten Cathal und Sabine sich auf einer Tagung kennengelernt. Sabine mag das Leben auf dem Land. Sie sammelt Pilze und Nüsse, kocht für Cathal, schläft mit ihm, alles mit scheinbarer Selbstverständlichkeit. Doch in Cathals Blick auf Sabine liegt das Grundmissverständnis dieser Beziehung:
Fast alles, was sie nach Hause brachte, bereitete sie mit einer Leichtigkeit und einer Geschicklichkeit zu, die Cathal für Liebe hielt.

Quelle: Claire Keegan – Reichlich spät

Es ist glänzend, wie Claire Keegan es gelingt, ihren Protagonisten auf subtile Art und Weise zu entblättern, zu seinem kleingeistigen und misogynen Kern vorzudringen, ohne ihn explizit anzuklagen oder zu denunzieren. Es sind wie immer bei Claire Keegan die sprechenden Details, die ihre Figuren indirekt charakterisieren; unbewusste Gesten, unkontrollierte Reaktionen. Sabine will, das ist die Schlüsselszene der Erzählung, im Supermarkt Kirschen für einen Kuchen kaufen; Cathal erklärt sich bereit, sie zu bezahlen. Mehr als sechs Euro kosten sie. Dieser vermeintlich unverschämte Preis wird noch Wochen später Thema sein zwischen den beiden. Der Heiratsantrag, den Cathal Sabine am selben Abend macht, wenn man ihn überhaupt so nennen kann, fällt dementsprechend aus:
Willst du nicht mal darüber nachdenken?‘
‚Worüber genau?‘
‚Darüber, ein gemeinsames Leben aufzubauen, ein Zuhause zu schaffen, hier mit mir. Es gibt keinen Grund, weshalb du nicht hier wohnen solltest, statt woanders Miete zu zahlen. Dir gefällt es hier – und du weißt, dass keiner von uns beiden jünger wird.‘

Quelle: Claire Keegan – Reichlich spät

Reflexion auf Frauenfeindlichkeit

Claire Keegan erweist sich auch in diesem schmalen Werk als eine Meisterin in der Darstellung von Machtstrukturen. Ganz unmerklich dreht sie in „Reichlich spät“ die Verhältnisse um. Im letzten Drittel wird die Erzählung zu einer Reflexion auf vererbte Verhaltensmuster und gesellschaftlich internatlisierte Frauenfeindlichkeit. In seiner Wohnung sitzend, die für den Hochzeitsabend reservierte Champagnerflasche trinkend, ruft Cathal sich noch einmal die Gespräche ins Gedächtnis, die er mit Sabine geführt, die Vorwürfe, die sie ihm gemacht hat. Das Raffinierte daran ist, dass er in allem, wie er Sabines Vorhaltungen ihm gegenüber für sich einordnet, ihre Sichtweise bestätigt. Cathal erinnert sich an einen Vorfall aus seiner frühen Erwachsenenzeit, als er mit seinem Bruder und dem Vater am Esstisch saß. Die Mutter hatte Pfannkuchen gebacken. Als sie sich setzen wollte, zog der Bruder ihr den Stuhl weg; die Mutter fiel rücklings zu Boden und landete in den Scherben ihres Tellers. Alle drei Männer am Tisch lachten. Der Vater am lautesten. Kurz kommt Cathal, vom Champagner seiner abgesagten Hochzeit langsam beschwipst, ins Grübeln. Aber nur kurz:
Falls ein Teil von ihm sich fragen wollte, wie er sich wohl entwickelt hätte, wäre sein Vater ein anderer Typ Mann gewesen und hätte nicht gelacht, so unterdrückte Cathal den Gedanken. Er sagte sich, dass der Vorfall nichts zu bedeuten habe.

Quelle: Claire Keegan – Reichlich spät

Kein überflüssiges Wort

Über Claire Keegan wird gesagt, dass es in ihren Texten niemals auch nur ein überflüssiges Wort gibt. Und dass jedes Wort bei ihr auch von Bedeutung ist. „Reichlich spät“ ist ein brillantes Literatur-Kabinettstück, nicht so emotional mitreißend und bewegend wie die lange Erzählung „Das dritte Licht“. Der Blick ist kälter, schärfer. Er richtet sich auf einen Jedermann-Charakter, der als Prototyp einer innerlichen Verrohung gezeigt wird. Ein Mann, der in der Tristesse seiner Einsamkeit einen letzten Triumph feiert: Weder vor noch nach dem Pinkeln wird Cathal, so denkt er sich, zukünftig den Deckel der Toilette herunterklappen müssen.
  continue reading

1232 tập

Tất cả các tập

×
 
Loading …

Chào mừng bạn đến với Player FM!

Player FM đang quét trang web để tìm các podcast chất lượng cao cho bạn thưởng thức ngay bây giờ. Đây là ứng dụng podcast tốt nhất và hoạt động trên Android, iPhone và web. Đăng ký để đồng bộ các theo dõi trên tất cả thiết bị.

 

Hướng dẫn sử dụng nhanh